Immer wieder kommt das Argument: „Man kann doch nicht AfD, Identitäre Bewegung und Nazis in einen Topf werfen!“
Das klingt zunächst plausibel – schließlich waren die Nationalsozialisten eine klar definierte historische Partei mit einer eindeutigen Ideologie und einem verheerenden Vernichtungsprogramm. Der Begriff „Nazi“ scheint also eigentlich dem historischen Kontext vorbehalten.
Und doch wird er bis heute verwendet. Warum?
1. „Nazi“ ist eine sprachliche Verkürzung – und das bewusst
Schon in den 1920er- und 1930er-Jahren war „Nazi“ kein Eigenname, sondern ein Spott- und Kampfbegriff für Anhänger der Nationalsozialisten. Niemand in der NSDAP nannte sich selbst „Nazi“. Dasselbe gilt heute: Kaum jemand aus der Neuen Rechten, der AfD oder identitären Bewegung würde sich so bezeichnen – aber genau darin liegt die Funktion: Der Begriff benennt das menschenfeindliche, autoritäre und gewaltbereite Erbe dieser Strömungen, ohne ihnen den Anschein von Seriosität zu lassen.
2. Der „braune Faden“ verbindet
Natürlich gibt es Unterschiede zwischen historischen Nationalsozialisten, der AfD oder Identitären. Aber entscheidend sind die Kontinuitäten:
- Feindbilder gegen Minderheiten und Migration
- ein völkisches Verständnis von Nation
- die Abwertung von Demokratie und Pluralismus
- die Sehnsucht nach einem autoritären Führungsstaat
Wer diese Muster erkennt, versteht, dass wir es mit unterschiedlichen Schattierungen derselben Ideologie zu tun haben. Und wie im Bild treffend formuliert: Niemand hat Lust, „diese ganze Scheiße auch noch nach Brauntönen zu sortieren“.
3. „Nazi“ als Warnsignal
Sprache ist nicht neutral. Wenn wir „Nazi“ sagen, meinen wir nicht nur eine historische Partei, sondern wir setzen ein Warnsignal: Achtung, hier wiederholen sich gefährliche Denkmuster, die schon einmal in die Barbarei geführt haben. Der Begriff ist ein sprachlicher Schutzreflex gegen die Verharmlosung.
4. Alternative Begriffe gibt es genug
Ob wir von „Rechtsextremen“, „Menschenfeinden“, „Rassisten“, „Faschisten“ oder „autoritären Nationalisten“ sprechen – alles sind zutreffende Begriffe. Aber die Wucht und Verständlichkeit des Wortes „Nazi“ macht es im Alltag zu einer prägnanten Abkürzung. Es ist weniger ein wissenschaftlicher Terminus, sondern ein gesellschaftlicher Weckruf.
Fazit:
„Nazi“ ist historisch gesehen eine Verkürzung. Aber es ist keine falsche, sondern eine notwendige. Sie hilft, aktuelle Erscheinungsformen menschenfeindlicher Politik in die Tradition zu stellen, aus der sie stammen – und macht damit deutlich, warum wir aus der Geschichte lernen müssen.